Bevor ich losgehe, gucke ich mich oft kurz um und frage mich: Liegt da noch etwas, was ich mitnehmen will? Alles soweit an Ort und Stelle? Milch im Kühlschrank? Licht aus? Okey, dann Tür hinter mir zuziehen und los. Mir geht es besser, wenn ich mir diesen Schulterblick-Moment erlaubt habe und nicht einfach losgehetzt bin. Ich gehe danach sortierter...
Maastricht, eine Häuserzeile an einem großen Platz mitten in der Stadt, am Vrijthof: Schon öfters habe ich bei meinen Besuchen dort den Blick besonders über diese Dächer schweifen lassen. Beim Betrachten kam mir ein Satz aus der Bibel in den Sinn: Ich wollte zwar lieber, alle Menschen wären, wie ich bin, aber jeder hat seine eigene ...
von Michael Brems Die zerbrochene Spiegelkachel ist für mich ein Symbol für meine Erfahrungen in der Krankenhausseelsorge, besonders bei meiner früheren Arbeit mit Querschnittgelähmten. Etwas ist unwiederbringlich zerbrochen: ein Wirbelkörper, Träume, Hoffnungen. Das eigene Leben ist erschüttert. Und auch das Leben derer, die den Patient*innen nahe...
Konfliktgespräch aus Sicht eines Seelsorgers Zwei Seiten. Manchmal mehr. Ein Medikament, das gegeben werden soll – oder nicht. Ein Eingriff. Ein Knopf – gedrückt oder nicht. Eine Entscheidung, bei der es um alles geht. Aber oft geht es nicht nur um die Maßnahme. Sondern um das, was darunter liegt. Hinter der Wut ist manchmal Angst. Hinter dem...
Gedanken anlässlich der Einführung als Krankenhausseelsorgerin Seit ich als Krankenhausseelsorgerin arbeite, denke ich darüber nach, was es bedeutet, für die Seele in einer Einrichtung wie dem Krankenhaus zu sorgen. Was ist die Seele? Ich denke an eines meiner Lieblingsgedichte von Joseph von Eichendorff, Mondnacht. Da heißt es: "Und meine See...
Pater Fabian Loudwin SJ erzählt aus seinem Alltag Bei mir im Büro liegen griffbreit auf dem Tisch oder im Regal eine Stola, welche mit Goldfäden durchwebt ist, und ein kleines Gefäß mit Öl. Wenn ich bei mir im Marienkrankenhaus oder auch mal ins AK St. Georg zu Krankensalbung gerufen werde, dann nehme ich beides mit. Gebet, Handauflegung und Salbun...
Astrid Sievers erzählt aus ihrer Seelsorge im Kinderkrankenhaus: Eine Mutter nimmt Kontakt zu mir auf. Sie braucht ein offenes Ohr. Ihr Sohn ist mit einem dünnen Schlauchsystem versorgt, das überschüssiges Hirnwasser aus den Hirnkammern ableitet. Dieser Shunt ist entzündet. Bevor die Entzündungswerte nicht sinken, kann kein neue...
Entscheidungen Morgens früh stehe ich vor dem Kleiderschrank: Was ziehe ich an? Ich treffe eine Entscheidung. Beim Bäcker: Belegtes Brötchen oder Croissant? Die nächste Entscheidung. Einfach zu treffen. Später im Krankenhaus höre ich einem Mann zu, dessen Frau auf der Intensivstation liegt. Soll er einer Operation seiner Frau zustimmen? Ihr L...
Wie gut, auf andere vertrauen zu können! Sommerurlaub in Nordfriesland. Ein Blick aus der Ferienwohnung in Niebüll geht in Richtung des dortigen Krankenhauses. Zu erkennen ist aus meiner Perspektive nur das oberste Stockwerk und das rote Warnlicht für den Flugverkehr. Fast einmal am Tag oder in der Nacht kommt ein zweites grell weiß blinkende...
Ein Klagepsalm Gott, fassungslos steh ich vor Dir.Bilder und Berichte der Brandnacht bestürzen, quälen.Drei Tote und viele Verletzte. Warum?Wie konnte diese Leid, dieses Unglück gesehen?Ich kann und will es nicht verstehen.Ratlosigkeit ist in unseren Herzen.Es fehlen die Worte.Herr, Du Gott meines Heils, zu Dir schreie ich am Tag und bei Nach...
Ninni, das unsichtbare Kind - So lautet eine Novelle der Autorin Tove Jansson. Sie schrieb und illustrierte ab den 1940ern Geschichten zu den Mumins, einer Art Märchen- und Trollwesen, und ihrem idyllischen Leben im Mumintal, das von Nächstenliebe und gegenseitigem Respekt bestimmt ist. Die Novelle zu Ninni erschien 1962, im 9. Muminbuch. Ninn...
Über Marias Schwangerschaft erzählt die Bibel sehr wenig. Im Bibeltext vom 4. Advent steht nur, dass sie erschrocken ist, als der Engel zu ihr sagt: du bist übrigens schwanger. Von Übelkeit, Blähungen und Stimmungsschwankungen erfahren wir dort nichts. Dabei dürfte es zum jetzigen Zeitpunkt, also drei Tage vor der Geburt, für Maria doch berei...
„Und Er, das Wort, ward Fleisch, zeltend unter uns." So versucht der Evangelist Johannes das Weihnachtsgeheimnis zu fassen. Maria gebar in einem zugigen Stall oder einem grobgezimmerten Unterschlupf am Eingang einer Grotte Jesus. Gott wird in erbärmlicher Umgebung Mensch – und gerade in aller Armut, in allem Leid, in aller Krankheit ist Gott...
Der Advent ist für mich die Zeit der vielen Lichter. In den Fenstern, auf den Straßen, in den Häusern. Manchmal leuchten sie grell, um vieles zu überstrahlen. Bildschirme, Lichterketten, neonfarben, blinkend, in vielen Farben. Andere machen viele Lichter aus. Lassen ein Stück Dunkelheit zu. Sehen wie hell ein einzelnes Licht sein kann. Und wa...
Ich liebe den Advent. Kein anderes Wort hat für mich in der dunklen Jahreszeit diesen besonderen Zauber von Erwartung, Hoffnung und der unbestimmten Vorfreude, die ich gar nicht richtig beschreiben kann. Mir funkt er jedes Jahr mitten ins Herz. Manchmal hat es das Funkeln schwer, sowohl bei mir als auch bei den Menschen, denen ich in der Klinik beg...
Kraniche - ein Zeichen für Hoffnung und FriedenWenn ich die Kirche „meines" Krankenhauses betrete, empfangen mich seit einigen Wochen gleich vorne an im Taufbecken vier Origami-Kraniche, von einer Auszubildenden zur Pflegefachfrau gefaltet und in der Kirche hinterlassen. Oder gut, es sind inzwischen nur noch zwei. Die beiden verschwundenen ha...