Astrid Sievers erzählt aus ihrer Seelsorge im Kinderkrankenhaus:

Eine Mutter nimmt Kontakt zu mir auf. Sie braucht ein offenes Ohr. Ihr Sohn ist mit einem dünnen Schlauchsystem versorgt, das überschüssiges Hirnwasser aus den Hirnkammern ableitet. Dieser Shunt ist entzündet. Bevor die Entzündungswerte nicht sinken, kann kein neuer Shunt gelegt werden. Die beiden müssen also geduldig sein.

Wir sprechen über das Leben mit einem behinderten Kind, staunen über die Lebensenergie ihres Kindes und ich nehme auch wahr, wieviel Kraft die Situation von der Mutter fordert. Zeitgleich stirbt ihr Großvater und sie kann nicht an der Trauerfeier teilnehmen. Gemeinsam versuchen wir eine Zuschaltung per Handy – es klappt nicht.

Am nächsten Tag steht die OP des Kindes an. Ich stelle ihr einen Holz-Engel an die Seite und segne das Kind mit einem Lied „Bei Tag und Nacht, auf Schritt und Tritt, da geht mein guter Engel mit. Ich bin bei ihm geborgen und mach´ mir keine Sorgen!".

Ein paar Tage später schaue ich wieder bei den beiden vorbei. Dem Kind geht es gut, die Entlassung steht vor der Tür. Die Mutter erzählt: „Ihr Engel ist weitergeflogen! Da war eine Mama, deren Kind eine viel größere OP vor sich hatte und die so aufgeregt und traurig war. Ich habe ihr den Engel vor die Tür gestellt."

Natürlich schenke ich ihm einen „Ersatzengel" und natürlich schaue ich nach, wohin der Engel fliegen durfte. Er ist bei lieben Menschen gelandet, die sehr dankbar waren, dass er sie gefunden hat. Ich freue mich über ein langes Gespräch mit dieser Mama und ihrem Kind.