Heiligabend
„Und Er, das Wort, ward Fleisch, zeltend unter uns." So versucht der Evangelist Johannes das Weihnachtsgeheimnis zu fassen. Maria gebar in einem zugigen Stall oder einem grobgezimmerten Unterschlupf am Eingang einer Grotte Jesus. Gott wird in erbärmlicher Umgebung Mensch – und gerade in aller Armut, in allem Leid, in aller Krankheit ist Gott selbst da. In der ersten Coronaweihnacht zog die Krippe des Hamburger Marienkrankenhauses aus der Kapelle aus. Seit nun mehr vier Jahren steht sie Weihnachten direkt im Haupteingang. Tagtäglich gehen viele Menschen an ihr vorbei. Wer weiß, was die Menschen mit sich tragen? Sorgen um eine Angehörige, die Freude über ein neugeborenes Kind, Trauer über einen Verstorbenen, Angst vor einer Operation und all das, worüber man sich auf dem Weg zur Arbeit oder danach Gedanken macht. All diese Menschen blickt das hölzerne Christkind an. Gott ist da und begleitet. Auch ich gehe mehrfach am Tag daran vorbei. Manchmal beobachte ich ein Kind oder einen alten Menschen, der ganz liebevoll einem der Hirten über die Haare streichelt und in diesem Augenblick ganz im Weihnachtsgeheimnis lebt. Manchmal verlangsamt sich mein Schritt und ich halte kurze Zwiesprache mit Ihm, der da im zugigen Eingang liegt. Manchmal bleibe ich sogar einen kurzen Moment stehen und bin beschenkt von Gottes Gegenwart unter uns. Und dann gehe ich weiter. Mein Alltag hat mich wieder – aber in der nächsten Begegnung mit Patientinnen und Patienten oder mit den Kolleginnen und Kollegen in allen Bereichen des Hauses geschieht Gottes Menschwerdung. Sie wird in unseren Begegnungen sichtbar. Ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachtstage!
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