Über das DA-SEIN
Pater Fabian Loudwin SJ berichtet von einem besonderen Erlebnis in seinem Krankenhausalltag.
Diesen Sommer besuchte ich im Krankenhaus eine Patientin, die ich schon über Wochen begleitete. An diesem Tag war sie ruhiger, und nach wenigen Moment meinte sie: „Pater, heute brauchen sie die Zeit mit mir nicht verschwenden, mir ist heute alles zu viel und ich glaube, ich kann nicht reden." „Das macht doch gar nichts, aber wenn sie mögen, setze ich mich gerne einfach zu ihnen ans Bett, und ich bin ein paar Minuten in Stille bei ihnen." Sie schaute mich verwundert an und meinte zögerlich: „Ja gern, aber haben Sie nichts Besseres zu tun?" Ich antwortete nicht, sondern setzte mich zur ihr. Vielleicht zehn Minuten oder eine Viertelstunde war ich bei ihr. Schon fast an der Tür rief sie mir zu: „Ach, tat das gut."
Vorgestern rief sie mich an und fragte, ob ich im Haus sei, sie sei zu einer Untersuchung wieder da. Wir verabredeten uns. Ihr ging es deutlich besser, und sie wollte mir nur noch einmal sagen, dass es so gut tut in schwierigen Momenten, nicht allein zu sein.
Ihre Worte bewegen mich in dieser Zeit, in der so viel auf mein Herz einprasselt. Mir wird manchmal klar, dass ich als Krankenhausseelsorger gut begleitet bin durch Gott. Es ist seine Begleitung, mit der ich zu den Menschen gehe. Ich begegne ihm in den Patientinnen und Patienten, in den Mitarbeitenden des Krankenhauses. Diese Gottesbegnungen stärken mich und geben mir Zuversicht. Ich brauche ab und an diese Erinnerung, dass Gott dabei ist – so wie es diese Patientin mir zugesagt hat.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie ab und an erinnert werden, dass Gott in unserem Alltag dabei ist.
Dieser Text wurde für einen wöchentlichen spirituellen Newsletter der Jesuiten in Zentraleuropa geschrieben und am 14. Oktober 2023 verschickt, eine Woche nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel.
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