Digitale Sorge für die Seele - auch im Krankenhaus?
Digitale Sorge für die Seele - so lautete der hybride Fachtag am 7.2.2025 im Moratahaus, Heidelberg, an dem ich teilnehmen durfte. Prof. Dr. Annette Haußmann war eine der Gastgeberinnen. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Veränderungen in Seelsorge, Kirche und Gesellschaft durch die Digitalisierung. Auch Dr. Winiger aus Zürich stellte seine Forschungsergebnisse aus Befragungen der Schweizer Bevölkerung vor. Aus Kiel war die Theologin Dr. Antonia Lüdtke angereist. Wie sehen wir einander? Wir reden wir miteinander unter den Bedingungen zunehmender Digitalität? Welche Beziehungen entstehen? - Das waren einige ihrer Fragen. Aber auch das Selbstbild und die Selbstwahrnehmung verändern sich. Davon konnte Prof. Dr. Sabrina Müller aus Bonn berichten, nachdem sie die Bedeutung des Smartphones für das Individuum eingehende untersuchte. Achim Blackstein vom Zentrum für Seelsorge der Landeskirche Hannover führte uns in die Möglichkeiten des Einsatzes Künstlicher Intelligenz für die Seelsorge ein.
Meine Erkenntnisse für die Digitale Krankenhausseelsorge:
- Die Frage ist nicht mehr, ob die Menschen im Internet Seelsorge suchen und finden. Sie tun es längst auf vielfachen und selbst bestimmten Wegen. Das ist spannend zu beobachten und zu erleben. Kirchlich vorgebahnte Wege mit ihren Zuständigkeiten verlieren dabei an Relevanz.
- Der Begriff „Onlife" von Luciano Floridi gefällt mir: Menschen unterscheiden nicht mehr, ob sie online oder offline sind. Digitalität und das Leben vor Ort fließen ineinander, beeinflussen sich gegenseitig und lassen sich nicht trennen. Dank an Dr. Antonia Lüdtke, die diesen Begriff weiterentwickelt!
- Wer spirituellen Angeboten gegenüber aufgeschlossen ist, wünscht sie sich auch im Digitalen Raum, auch im Kontext der Krankenhausseelsorge. Dieses Vorschussvertrauen motiviert mich und uns, Digitale Krankenhausseelsorge anzubieten und weiterzuentwickeln.
- Künstliche Intelligenz, z.B. in Form von ChatGPT, ist inzwischen Teil des Alltags und kann Ratsuchende in vielfältiger Weise helfen und unterstützen. Als Seelsorgende sollten wir uns dieser Realität nicht verschließen. Sie kann ein hilfreiches Tool und eine Inspiration sein. Aufgabe der professionellen Seelsorge könnte es sein, selbst ein vertieftes Verständnis zu gewinnen und Menschen dabei zu unterstützen, für sich verantwortungsvoll und hilfreich ChatGPT oder andere Generative KI zu nutzen.
Danke an die Theologische Fakultät Heidelberg und die Landeskirche Baden, die diesen interessanten Fachtag organisiert haben! Und Danke für die vielen, tollen Gesprächspartner:innen, die ich treffen durfte!
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