Vor der Klinik
Wie geht es Ihnen so, hier, vorm Krankenhaus?
Den jungen Mann auf der Bank sitzt in der Sonne, neben ihm ein kleiner Koffer, in seiner Hand hält ein Tablet. Es ist offensichtlich: es geht nach Hause. Er genießt die frische Luft und vertreibt sich seine Wartezeit, bis er abgeholt wird. Er war 14 Tage im Haus. Jetzt geht es ihm wieder gut. Gott sei Dank.
Der Platz vorm Krankenhaus kann auch ungemütlich sein, nämlich dann, wenn der Aufenthalt noch bevor steht. Diese Menschen begegnen mir vor allem im Chat. Sie haben einen Termin z.B. für einen chirurgischen Eingriff, zugleich bedrückt sie aber noch eine ganz andere Sorge. Das kann der Gedanke an Angehörige sein oder auch ein psychische Erkrankung, eine schlechte Erinnerung oder eine Suchterkrankung. Manchmal ist die Person kurz davor, den verabredeten Termin wieder abzusagen, obwohl er notwendig ist.
Im Chat lassen wir die Person, die schreibt, erst einmal "ausreden" und sortieren dann mit ihr zusammen die Gedanken. Wir suchen zusammen nach dem, was Halt gibt. Eine dreiviertel Stunde oder auch etwas länger dauert so ein Chat. Oft findet die Person dann für sich eine Lösung, die den Schritt durch die Tür ins Krankenhaus etwas leichter macht.
Es freut mich, dass wir den Menschen auch Seelsorge im Chat anbieten können. Den Platz dafür können sie sich immer selbst aussuchen. Warum nicht auch mal auf einer Bank, an der frischen Luft, um auch der Seele etwas frischen Wind zu erlauben? Jeder und jede ist willkommen.
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